Martinszug mal anders

Wer sich heute vor unserer KiTa „Margherita“ aufgehalten hat, dem bot sich ein beeindruckender Anblick: eine Kinderschar nach der anderen kommt durch die Eingangstür und macht sich mit bunten Laternen in der Hand auf den Weg in die Kirche. Erst die kleinen Krippenkinder, dann die großen Kindergartenkinder. Mit Abstand natürlich und nach getrennten Gruppen, klar. Die Kleinen sind noch ein bisschen stürmischer unterwegs und tragen ihre Laternen ziemlich lebhaft vor sich her. Deshalb haben sie in ihren Martinslaternen auch ein elektrisches Teelicht. Die Großen kommen vorsichtiger hinterher und tragen ihre Laternen ganz andächtig. Sie sind heute besonders stolz, weil sie zum ersten Mal „echte“ Kerzen in ihren Laternen haben dürfen. Sogar ein richtiger Martin ist am heutigen Martinstag dabei – allerdings nicht auf dem Pferd: Martin ist einer der Erzieher im Kindergarten. Und er ist nicht nur Erzieher, sondern auch noch Feuerwehrmann. Deshalb bildet er auch das Schlusslicht der letzten Kindergruppe.

Rituale auch in Coronazeiten aufrechterhalten

Andächtig trifft es im doppelten Sinn gut: Der Martinstag findet in diesem Jahr in kleinerem Rahmen mit einer kindgerechten Andacht und einem kurzen Martinszug durch die Kirche statt. Der „große“ Martinszug mit Eltern und Geschwistern war coronabedingt abgesagt worden. KiTa-Leitung Katja Dux und ihrem Team ist es wichtig, mit den Kindern auch in der Coronazeit die Feste im Kirchenjahr zu feiern: „Besonders die Botschaft am St. Martinstag, miteinander zu teilen und Licht in die Welt zu bringen, ist auch schon für die Kleinsten gut zu verstehen und umzusetzen. Deshalb findet der Martinszug in diesem Jahr trotzdem statt, nur in einem anderen Rahmen.“ Die letzten Wochen haben sie mit den Kindern den Tag vorbereitet: Sie haben Laternen mit buntem Glitzer gebastelt, Martinsgänse gebacken, Marmeladengläser mit Transparentpapier und Kleister beklebt und Martins-Geschichten gehört.

Wer teilt, gewinnt

In der Kirche angekommen, zünden sie jetzt mit Pater Johannes Kaufmann SDB und Pater Xaver Berchtold SDB die Gruppenkerzen an und stellen sie auf den Altar. Es gibt ein kurzes Gespräch und ein kleines Rollenspiel über den Heiligen Martin und die Kleinen haben einen Lichtertanz vorbereitet. St. Martin teilt sein rotes Gewand mit einem echten Holzschwert und Pater Johannes ermutigt die Kinder, ein bisschen wie der Heilige Martin zu sein und mit den Menschen zu teilen, denen es nicht so gut geht. Im Anschluss werden noch die vielen kleinen Windlichter aus Marmeladengläser gesegnet, die die Kinder im Vorfeld mit bunten Papieren beklebt und mitgebracht hatten. Es ist eine besondere Stimmung in der Kirche, die Kinder hören aufgeregt und gespannt zu und schauen immer wieder in ihre Laternen, ob die Kerzen noch brennen. Dann dürfen alle mit ihren Laternen einmal durch die Kirche laufen. Da ansonsten kein Licht an ist, leuchten die Martinslaternen hier besonders hell. Im Anschluss geht es wieder gruppenweise mit den Laternen zurück in den Kindergarten bzw. die Kinderkrippe. Und dann wird geteilt: Die gebackenen Martinsgänse werden in diesem Jahr aber nicht untereinander im Kindergarten halbiert, sondern mit nach Hause gegeben und dort mit den Eltern und Geschwistern geteilt. Jedes Kind darf mittags auch seine selbstgebastelte Laterne mit nach Hause nehmen, um das Licht von St. Martin in die Familien zu bringen.

Ein guter Mensch ist wie ein Licht

Die Geste des Teilens und das Weitergeben von Licht stehen im Mittelpunkt des St. Martin-Tages. Pater Xaver erklärt den Kindern, dass ein guter Mensch wie ein Licht ist. Es geht darum, wo jeder von uns ein Licht für andere sein kann und sein Leuchten weitergibt. Nicht nur in Form von Martinslaternen. Heute haben in der Kirche nicht nur die Martinslaternen geleuchtet, sondern auch viele große Kinderaugen. Ganz bestimmt werden morgen noch einmal Augen zum Leuchten gebracht – dann aber von Menschen, die um einiges älter sind: Morgen läuft eine kleine Delegation an Krippen- und Kindergartenkindern mit ihren Erziehern zur benachbarten Senioreneinrichtung und bringt die gesegneten selbstgebastelten Windlichter zu den Bewohnern. Sie bringen ein kleines Licht in dunklen Zeiten für diejenigen, dich sich im Moment vielleicht einsam und alleine fühlen. Wie Pater Johannes den Kindern in der Kirche vorher erklärt hat: „Licht bringt Wärme, wenn es kalt ist.“ Und damit hat er bestimmt vor allem die Herzenswärme gemeint, die heute bei allen Kindern und ihren Erziehern spürbar war.

 

 

 
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